Politik & Welt

Die Welt ist voller schlimmer Nachrichten. Aber einmal im Jahr schalte ich die ab.

Ich mache mir häufig Sorgen, habe ich schon immer gemacht, vor allem als Kind. Inzwischen habe ich gelernt, einmal im Jahr an Weihnachten meinen Kopf auszuschalten und mich ganz dem Fest zu widmen.

Monja Stolz  |  Foto: Tamara Jung-König
Monja Stolz | Foto: Tamara Jung-König

Das Abschalten der Sorgen gelingt mir, indem ich mir an diesen Tagen ein Stück Kindheit zurückhole, die bei mir zu großen Teilen nicht so romantisch-unbeschwert war, wie es viele von ihrer berichten. Mein Leben lang schallten schlimme Nachrichten aus Fernsehen und Radio, und mir war damals nicht bewusst, wie sehr sie mich belasteten. Täglich schaute ich die „logo“-Kindernachrichten. Ich erinnere mich noch daran, als es hieß, dass 2005 das heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn war und dies mit der Klimakrise zu tun hätte. Damals war ich acht Jahre alt. Die Sorge über die Erderwärmung begleitete mich fortan im Alltag. Ich betete an heißen Tagen für niedrigere Temperaturen und fürchtete mich an stürmischen vor zerstörerischen Tornados.

Auch andere Krisen waren präsent. Ich erinnere mich an den Irakkrieg, den Tsunami in Thailand und die Konflikte in Afghanistan. Vielleicht einer der Gründe, weshalb es mir – anders als auf Social Media oft propagiert – nicht so vorkommt, als würde alles immer schlimmer werden. Im Gegenteil, Erwachsensein ist für mich unbeschwerter als Kindsein. Inzwischen kann ich bewusster dosieren, was ich mitbekommen möchte und was nicht, und ich kann die schlimmen Nachrichten besser einordnen.

Natürlich möchte ich mich trotzdem mit den Krisen dieser Welt auseinandersetzen und natürlich weiß ich, dass einiges tatsächlich schlimmer geworden ist seit 2005. An Weihnachten erlaube ich mir aber eine kurze Nachrichten-Pause. Ein Innehalten und Dankbarsein. Das gelingt mir, indem ich das mache, was ich schon 2005 hätte tun sollen: Ich bastle, höre Astrid Lindgren-Hörbücher, lese mit meinen Eltern die Weihnachtsgeschichte und schmücke mit meinem Bruder den Tannenbaum. Als Kind habe ich mir immer viele Sorgen gemacht, als Erwachsene gönne ich mir nun zumindest einmal im Jahr die Unbeschwertheit, die ich damals nicht hatte.


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Monja Stolz 14 Artikel

Monja Stolz ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.