Offenbach lokal

Friedenskirche: Ein Ort der Versammlung, nicht der Repräsentation

„Was macht die Friedenskirche als Denkmal erhaltenswert?“ Zu diesem Thema waren Architektin Stephanie Wellnitz und Bauingenieur Dominik Mangelmann, beide vom Denkmalbeirat der Stadt Offenbach, in der Reihe „Gin mit Sinn“ zu Gast.

Stephanie Wellnitz erläutert die Bedeutung der Friedenskirche. | Foto: Rolf Oeser
Stephanie Wellnitz erläutert die Bedeutung der Friedenskirche. | Foto: Rolf Oeser

Rund vierzig Interessierte kamen auf Einladung von Pfarrer Burkhard Weitz in den blühenden Pfarrgarten der Offenbacher Friedenskirchengemeinde, um mehr über die 1911 erbaute Jugendstil-Kirche zu erfahren.

Entworfen hat sie der Architekt, Friedrich Pützer, der damals Hochschullehrer an der TU Darmstadt und Kirchenbaumeister der Landeskirche Hessen war. Erhaltenswert sei die Friedenskirche nicht zuletzt, weil man an ihr noch sehr schön das „Wiesbadener Programm“ ablesen könne, erklärte Architektin Stephanie Wellnitz. Nach diesem protestantischen Kirchenbauprogramm von 1890 sollten Kirchen widerspiegeln, dass sie ein Ort der Versammlung und nicht der Repräsentation sind: Im Mittelpunkt sollte die „lebendige Gemeinde“ stehen.

Demgemäß bildet der Kirchraum der Friedenskirche im ersten Stock eine Einheit aus den Elementen Orgel, Kanzel, Altar, Bänken für die Gemeinde und einer „Werktagskapelle“, die im Unterschied zum Sonntag für Andachten mit weniger Besuchenden an den Werktagen gedacht war. Im ersten Stock liegt auch die bis heute bewohnte Pfarrwohnung. In den beiden unterschiedlich großen Räume im Erdgeschoss konnten schon immer unterschiedliche Gemeinde-Aktivitäten stattfinden.

Erhaltenswert seien außerdem das Walmdach und die mit Ornamenten gestaltete Fassade sowie einige kleinere ovale Fenster. Im Kirchraum wies sie besonders auf das Original-Gestühl hin, sowie auf den nach dem zweiten Weltkrieg gestalteten Wandteppich und das Altargerät von Rudolf Koch. Im Erdgeschoss seien vor allem die schön gemusterten Wandvertäfelungen unterhalb der Fenster, die kassettierten Türen und das Treppenhaus mit Treppengeländer im Originalzustand erhaltenswert.

Nach der Führung wurde das Thema bei Gin Tonic im Pfarrgarten vertieft. | Foto: Rolf Oeser
Nach der Führung wurde das Thema bei Gin Tonic im Pfarrgarten vertieft. | Foto: Rolf Oeser

Nach der Führung gab es tatsächlich Gin Tonic im Garten, aber auch andere Getränke. Und dann eine Talk- und Fragerunde mit den beiden Gästen, in der unter anderem herauskam, dass es in Offenbach 1000 schützenswerte Denkmäler gibt.

Das Veranstaltungsformat „Gin mit Sinn“ hat Pfarrer Burkhard Weitz von seiner Vorgängerin Henriette Crüwell übernommen. In ihrer Zeit fanden die lockeren Talkrunden mit Gästen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen immer in der Turmstube statt; Weitz hat sie diesen Sommer in den  blühenden Pfarrgarten verlegt und unter das Motto „Altes und Bewahrenswertes“ gestellt.

Am kommenden Sonntag, 25. Juni, ist Inez Florschütz, die Direktorin des Deutschen Ledermuseums, zu Gast. Am Sonntag, 2. Juli, soll es unter der Leitfrage „In Schönheit sterben?“ darum gehen, wie sich Denkmal- und Umweltschutz miteinander vertragen. Beginn jeweils um 18 Uhr, Geleitsstraße 104 in Offenbach.

Mehr lesen: Kirchen wie Trutzburgen. Vor 150 Jahren verstarb der Architekt Friedrich Pützer


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =