Kunst & Kultur

Kirchenmusik mal anders: „Circleshow“ für junge DJs in Sankt Peter

Bei der Circleshow im Workshop-Programm der Jugendkulturkirche Sankt Peter können junge DJs sich am Mischpult ausprobieren. DJ Oliver Jost, der die Reihe ins Leben rief, wünscht sich, dass auch mehr junge Frauen das Angebot nutzen.

Foto: Rolf Oeser
Foto: Rolf Oeser

Ob die Architekten der Peterskirche vor knapp 130 Jahren damit gerechnet hätten, dass das Gebäude mal für eine DJ-Show genutzt wird? Es ist jedenfalls ungewohnt, dass aus dem imposanten steinernen Kirchengebäude elektronische Musik schallt und sich im Erdgeschoss violett-blaues Licht durch die verglaste Fassade den Weg nach draußen sucht. Drinnen steht ein junger Mann hinter einem DJ-Pult. Er bedient die Regler und tanzt zur Musik.

Jeden dritten Donnerstag im Monat treffen sich im „Wohnzimmer“ der Jugendkulturkirche Sankt Peter angehende DJs, um Musik vor Publikum zu machen. Dieses ist nur teilweise physisch anwesend – ein Großteil verfolgt das Spektakel vorm Bildschirm über einen Livestream auf dem Streaming-Videoportal „Twitch“. Die Circleshow ist Teil des Workshop-Programms von Sankt Peter, das von Eva Rhodius betreut wird.

Rhodius selbst macht es sich auf einem der Sofas bequem, während der 20-jährige Frederik Glanz alias „Fr3do“ einen Mix aus House- und Techno-Musik zum Besten gibt. Sie sehe die Circleshow als wichtige „Persönlichkeitsentwicklung“ der Jugendlichen. Dort könnten sie ihrer Leidenschaft nachgehen und mit Gleichgesinnten fachsimpeln. Neben der Circleshow hätten sie unter anderem auch die Chance bei der Konfi-Party aufzulegen und damit für etwa 200 Jugendliche Musik zu machen.

Der bereits erfahrene DJ Oliver Jost unterstützt die jungen Musikbegeisterten. Er selbst legt seit 25 Jahren auf – hauptsächlich auf Hochzeiten. Seit 2009 gibt der Pädagoge sein Wissen in Workshops weiter: „Ich freue mich einfach, Leute für's Musikmachen zu begeistern“. Damit die angehenden DJs sich auch praktisch ausprobieren können, rief er 2011 die Circleshow ins Leben. Vor Corona war die Show stets ein Jahr im Voraus belegt. Durch den Lockdown sei inzwischen eine Lücke entstanden und Nachwuchs immer willkommen. „Ich freue mich über jeden, der herkommt“, versichert Jost. Vor allem weibliche Teilnehmerinnen würden dringend gesucht. Neben circa 200 Jungs, habe er gerade mal 10 Mädchen geschult.

Nach etwa einer Stunde löst der 17-Jährige Nomiz am DJ-Pult Fr3do ab. Seine Beats sind etwas härter und schneller. Da Nomiz noch minderjährig ist, darf er, anders als Fr3do, noch nicht in Nachtclubs spielen. Zweiterer erlebte kürzlich seinen größten Erfolg, als er im Bootshaus, einem bekannten Club in Köln auflegen durfte. Weshalb er trotzdem noch bei der Circleshow auflegt, obwohl er sich schon in wesentlich größeren Gefilden bewegt? „Weil's Spaß macht“, ist seine simple Antwort. Zudem kenne er die Leute und genieße es, zu fachsimpeln. Durch Sankt Peter habe er bereits mit 14 Jahren das DJ-Handwerk erlernt. „Ich komme immer wieder gern hierher.“


Autorin

Monja Stolz 14 Artikel

Monja Stolz ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.

0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =