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Chinesisches Mondfest im Pax and People

Zwischen dem kirchlichen Treffpunkt und der chinesischen Community im Europaviertel sind vielfältige Beziehungen entstanden.

Mondkekse backen: Die kleinen runden Kuchen mit traditionellen Mustern sind das Symbol für das chinesische „Mondfest“. | Foto: Sophie Schüler
Mondkekse backen: Die kleinen runden Kuchen mit traditionellen Mustern sind das Symbol für das chinesische „Mondfest“. | Foto: Sophie Schüler

Im Pax und People, dem Treffpunkt der Kirchen im Europaviertel, leuchten goldgelbe Mondkekse auf der Küchentheke. Diese kleinen runden Kuchen mit traditionellen Mustern sind das Symbol für das „Mondfest“, das Ende September von einer chinesischen Community hier gefeiert wird, ähnlich einem Erntedankfest.

Kurz vor sechs stürmt ein kleines Mädchen im Tüllrock durch die Tür und bald darauf füllt sich der Raum mit chinesischen und deutschen Kindern und Müttern. Jede Familie bringt etwas zu essen mit, bald steht eine Vielzahl von Leckereien auf der Theke. „Ich komme sonst immer zum Yoga hierher, heute bin ich zum ersten Mal bei einem Fest“, erzählt Ping Gu, eine junge Frau. „Ich finde es gut, wenn mein Sohn unsere Traditionen kennenlernt.“

Die Einladung zum Fest stammt von Huijuan Ran, einer studierten Künstlerin, die vor drei Jahren den „Kunst- und Kulturverein Blumenfeld e.V.“ gegründet hat. Sie begrüßt ihre Gäste auf Chinesisch und Deutsch, Pfarrer Matthias Weber von der evangelischen Kirche schließt sich an. Anschließend werden zwei Filme über das Mondfest gezeigt. Sie erzählen, dass in China jedes Jahr im Herbst dem Vollmond für eine reiche Ernte gedankt wird, und dass in den großen Städten ein großes Familienfest mit Drachenparaden, Musik und Volkstänzen gefeiert wird. Eine Zeichentricksequenz lässt die chinesische Legende von der Mondfrau aufleben, die in China anstelle des Mannes im Mond existiert.

Dann dürfen endlich die Kinder selbst Mondkekse backen, worauf sie sich schon gefreut haben. Auf dem langen Mitteltisch stehen traditionelle Holzformen und viele Plastikformen. Sie erleichtern es den Kindern, die Formen zuerst mit Reisteig auszukleiden und dann mit grüner Matcha- oder roter Bohnenpaste zu füllen. Mit Begeisterung kneten neun chinesische Mädchen und Jungen den klebrigen Teig. „Es gefällt mir so gut, dass die Kinder die Tradition mit Händen begreifen lernen“, sagt Xin Cai, eine befreundete Mutter von Huijuan Ran. Sie lächelt. Nach dem Backen werden die Mondkekse in den Ofen geschoben und die Kinder dürfen im Nebenraum an einer Yogastunde teilnehmen. Auf dem Programm stehen runde Bewegungen, die an den Mond erinnern.

„Der interkulturelle Austausch bereichert uns“, sagt Pfarrer Weber. „Wer die eigenen Traditionen pflegt, ist sicher genug, sich auch für andere zu öffnen. Es tut uns allen gut, einander zuzuhören und voneinander zu lernen.“ Huijuan Ran hat bereits einmal bei einem Krippenspiel mitgespielt. Als sie vor acht Jahren mit ihrem deutschen Ehemann ins Europaviertel nach Frankfurt zog, sprach sie kaum Deutsch und kannte niemanden. Doch über den Krabbeltreff bei Pax und People lernte sie andere chinesische und deutsche Mütter kennen und gewann Freundinnen. Ihr Verein Blumenfeld zieht nun weitere Kreise. Er bietet Malkurse für Kinder und Erwachsene sowie andere kulturelle Aktivitäten an. Neben dem Mondfest im Herbst feiert der Verein auch das Neujahrs- und Laternenfest im Januar und Februar sowie das Drachenbootfest im Frühsommer. „Ich und mein Sohn kommen auf jeden Fall wieder“, sagt Ping Gu und strahlt. Der Mondkeks ihres Sohnes hat die Form einer Ananas.


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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