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Ausstellung im Bibelmusum über Bilder und Symbole der Weihnachtsgeschichte

„Die Erzählungen der Weihnachtsgeschichte sind literarisch zu verstehen“, erklärt Veit Dinkelaker, Direktor des Frankfurter Bibelmuseums. „Sie wollen vor allem eins deutlich machen: Dieser neugeborene Mensch ist der Messias!“ Noch bis 27. März zeigt das Bibelmuseum dazu eine kleine kulturhistorische Sonderausstellung.

Geburt und Grab Jesu fallen in dieser Ikonendarstellung in eins. | Foto: Rolf Oeser
Geburt und Grab Jesu fallen in dieser Ikonendarstellung in eins. | Foto: Rolf Oeser

Mithilfe von Bildern und Symbolen verdeutlichen die beiden Evangelien in der Bibel, die eine Weihnachtsgeschichte enthalten – Matthäus und Lukas – die Bedeutung von Jesus aus Nazareth. Ihre Hauptaussage: Dass er der Messias ist, der Erlöser, hat sich bereits vor seiner Geburt gezeigt. Die Weihnachtsgeschichte sei als Einführung und Rahmen für das gesamte neue Testament zu verstehen, sagt Museumsdirektor Veit Dinkelaker. Archäologische Funde, antike Quellen, Beobachtung zur Wohnkultur und Astronomie heute können helfen, die Motive der biblischen Geburtsgeschichte und ihre soziopolitischen Hintergründe besser zu verstehen.

So führt etwa der Stern von Bethlehem auf den Stern zurück, den viele griechische und römische Herrscher als Zeichen der Macht verwendeten. Sehen kann man das zum Beispiel auf den Münzen des römischen Kaisers Augustus und des judäischen König Herodes.

Das Matthäusevangelium betont, Gott setze Zeichen, die auf das Besondere der Geburt Jesu hinweisen und erzählt von dem hellen Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland auf der Suche nach dem neugeborenen König der Juden folgen. Diese „Magoi“ sind Priester des persischen Gottes Ahura Mazda und beobachten Sterne, um göttliche Zeichen zu entdecken. Erst in späterer christlicher Tradition wurden sie zu Königen umgedeutet.

Auch die Vorstellung von der Jungfräulichkeit Marias, die sie als Mutter Jesu über alle anderen Mütter erhebt, hat Vorläuferinnen, denn die ägyptische Göttin Isis und die griechische Göttin Athena galten ebenfalls als Jungfrauen. Das war aber nicht biologisch gemeint, sondern sollte ihren reinen und unverdorbenen Charakter hervorheben. Auch Livia, die Mutter des Kaisers Augustus, wurde zur Jungfrau erklärt, um den menschlichen Herrscher zu vergöttlichen. Das Matthäusevangelium begründet die Jungfrauenschaft mit einem Hinweis auf den Propheten Jesaja. Dort ist im hebräischen Text aber lediglich von einer „jungen Frau“ die Rede. Erst die spätere griechische Übersetzung machte eine Jungfrau daraus.

Besonders eindrücklich ist auch, dass die „Krippe“ im Lukasevangelium eine Vorschau des Grabes ist. In der Antike waren Krippen häufig Futtertröge. Nach archäologischen Erkenntnissen verwendeten die Menschen auch ehemalige Steinsärge, sogenannte Sarkophage, häufig auch, um ein Neugeborenes hineinzulegen und so zu schützen. Die Geschichte der Geburt Jesus erhält ihre Bedeutung also vom Ostergeschehen aus: Dieses neugeborene, in Windeln gewickelte Kind wird einst die Leichentücher in seiner Grabhöhle zurücklassen und von den Toten auferstehen. Es ist der Messias. Ein Deutungszusammenhang, den eine frühchristliche, byzantinische Ikone sehr schön illustriert, deren Original in der Ausstellung zu bewundern ist.


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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