Politik & Welt

Reformationstag wird in Hessen kein Feiertag

In den norddeutschen Bundesländern ist der Reformationstag am 31. Oktober jetzt dauerhaft ein gesetzlicher Feiertag. In Hessen ist dazu jedoch keine Initiative in Sicht. Dabei gibt es auch hier nur zehn Feiertage – und nicht, wie in Bayern, dreizehn.

Im Süden Deutschlands gibt es deutlich mehr gesetzliche Feiertage als im Norden. Aber jetzt holt der Norden mit Hilfe des Reformationstags auf: Die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie die Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben beschlossen, dass der Reformationstag gesetzlicher Feiertag wird. In den fünf ostdeutschen Bundesländern ist das ohnehin schon der Fall.

In Hessen allerdings ist derzeit keine entsprechende Gesetzesinitiative geplant. Die Staatskanzlei habe bereits abgewunken, sagt der Beauftragte der evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung, Jörn Dulige. Auch die Kirchen seien in dieser Angelegenheit nicht vorstellig geworden. In der Kirchenleitung würde man gegebenenfalls eher die Wiedereinführung des Buß- und Bettags im November als gesetzlichen Feiertag bevorzugen. Dieser war 1995 als arbeitsfreier Tag abgeschafft worden, um die Arbeitgeber dafür zu entschädigen, dass sie Beiträge für die neu eingeführte Pflegeversicherung aufbringen müssen.

Die Diskussion um den Reformationstag war durch das 500-Jährige Reformationsjubiläum im vorigen Jahr angestoßen worden, als der Reformationstag einmalig bundesweit zum Feiertag erklärt worden war. Auch der Frankfurter Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, den Reformationstag zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen.

Nun behalten nur die Länder im Norden den gesetzlichen Feiertag am 31. Oktober. Allerdings gibt es hier auch Nachholbedarf in Sachen Feiertage: Hamburg etwa hatte bisher nur neun Feiertage während es in Bayern hingegen dreizehn gibt. Auch Hessen mit seinen zehn Feiertagen gehört hier eher zu den Schlusslichtern.

Autor

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt und Offenbach". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.

9 Kommentare

24. Juli 2018 13:14 Dunja Paulus

Bei der Frage nach der Zahl der Feiertage geht es eher nicht um die Kirche, sondern ganz einfach in erster Linie darum daß die Bevölkerung, vor allem Familien mal ein paar zusätzliche freie Tage zusätzlich zu den Sonntagen haben. Feiertage sind oft willkommene Tage um mal Dinge zu machen welche sonst nicht in den Wochenablauf passen und welche auch am Sonntag nicht möglich sind da dieser bereits regelmäßig anders genutzt wird. Es sind Tage die dazu führen nicht immer nur die ganze Woche durch arbeiten zu müssen, Tage die dazu führen desöfteren mal entspanntere Wochen zu haben was letztlich auch zu mehr Erholung und Leistungsfähigkeit führt. Dazu gibt es einige Branchen welche von Feiertagen direkt profitieren da diese zu mehr Besuchern und somit auch zu mehr Umsatz führen. Die Debatten um die Belastung der Arbeitgeber mit höheren Lohn-Nebenkosten ist völlig absurd, denn zwei oder drei Feiertage mehr führen definitiv nicht zu einer höheren Belastung mit Lohn-Nebenkosten, ganz einfach deshalb nicht weil sich dadurch die Auftragslage nicht ändert. Es gibt dadurch nicht mehr Aufträge. In den Lebensmittel-Geschäften wird durch zusätzliche Feiertage eher mehr verkauft als sonst da Feiertage oft dazu führen daß sich die Menschen treffen und zusammen essen. Wenn man sich beispielsweise die Wirtschaft in Mainz und in Frankfurt ansieht, so geht es dieser in Mainz wo es einen Feiertag mehr gibt keineswegs schlechter als in Frankfurt. Und der Reformationstag 2017 deutschlandweit, also auch in Berlin wo die Stadt ansonsten davon ausgespart wird, hat der Wirtschaft definitiv nicht geschadet. Nicht nachvollziehbar ist die Situation an Allerheiligen in Hessen. Fast rundherum ist Feiertag, nur in Hessen nicht - ganz im Gegensatz zu Fronleichnahm welcher auch in Hessen Feiertag ist. Nach Einführung des Reformationstages in weiteren Bundesländern ist Hessen neben der Stadt Berlin das einige Bundesland in welchem es im gesamten Herbst mit Ausnahme des 3. Oktobers im Frühherbst keinen einzigen Feiertag gibt während alle anderen Bundesländern den Reformationstag, bzw. Allerheiligen haben, Sachsen zusätzlich auch den Buß- und Bettag welcher früher bundesweiter Feiertag war. Den Buß- und Bettag für die Pflegeversicherung zu opfern war nicht korrekt zumal ein Feiertag wie bereits geschrieben keinen Einfluß auf die Lohn-Nebenkosten hat. Besonders betroffen sind auch die Schüler die damit schonmal garnichts zu tun haben. Dies hat aber nur Bayern eingesehen indem dieser Tag wenigstens schulfrei geblieben ist. Insgesamt gibt es in Deutschland mit dem Friedensfest am 8.8. was nur in Augsburg Feiertag ist 16 Feiertage. Es wäre an der Zeit alle 16 Feiertage bundesweit einzuführen.

6. August 2018 13:33 Tanja Mett-Bialas

Ich lebe mit meiner Familie in Hessen und bin Lehrkraft an einer Berufsschule - zur Zeit befinde ich mich im Endspurt meines zweiten Hochschulstudiums des Masters of Education (Lehramt an beruflichen Schulen) mit dem Zweitfach evangelische Religion. Mein Spezialgebiet während des Studiums war und ist speziell Martin Luther und die Reformation. Mir ist mein Glaube und meine Kirche sehr wichtig! Leider ist es mir nicht möglich, jeden Sonntag zum Gottesdienst zu gehen - leider! Auch an den Wochenenden bereite ich zu Hause Unterricht vor, um meinen Schülern immer attraktiven, anschaulichen und kurzweiligen Unterricht bieten zu können. Daher brauche ich diese freie Zeit an den Wochenenden! Allerdings ist mir gerade der Reformationstag sehr wichtig: er ist für mich die Grundlage meiner Kirche und meines Glaubens. Ohne ihn und die Zeit der Reformation hätten wir unsere protestantische Kirche nicht und befänden uns vielleicht immer noch in der 'babylonischen Gefangenschaft der Kirche'. An diesem Tag ist es mir daher besonders wichtig, der damaligen Zeit zu gedenken und an diesem Tag nehme ich mir dann auch mal die Zeit, wenn es meine berufliche Tätigkeit zulässt, den Gottesdienst zu besuchen, um mit anderen Gemeindemitgliedern den kommunikativen Austausch zu praktizieren und die gemeinsame Zeit zu genießen. Das war durch den Feiertag im letzten Jahr besonders schön und unkompliziert. Da mein Sohn, 8 Jahre, nun schon in dem Alter ist, dass er diese Zusammenhänge erfasst und erkennt und er durch meine Erzählungen über die Reformationszeit mit diesem Thema in Berührung gekommen ist, erfreut es mich um so mehr, dass wir an diesem Tag besonders intensiv, auch durch die Medien, gemeinsam über diese Zeit sprechen können. Ergo: Ich würde mir von Herzen wünschen, dass dieser Tag auch aus oben geschilderten Gründen dauerhaft in Hessen zum Feiertag erklärt werden würde! Herzliche Grüße!

24. September 2018 10:33 Iris S.

Es ist einfach traurig, dass in einem wirklich eher evangelischen Bundesland überhaupt die Frage gestellt wird, ob wir den Reformationstag bekommen... ER STEHT UNS ZU!! Und aus welchem Grund haben die Ostdeutschen diesen Feiertag? Die Kirche war ja nicht gerade angesehen in den neuen Bundesländern... oder war das als Geschenk gemeint, so wie der Solizuschlag??? Aber um auch auf die arbeitsfreien Tage zurückzukommen, kommt Hessen, wie sooft, einfach zu kurz!!! Schon mal in den Ferienkalender geguckt??? Wir haben keine Pfingstferien (was ich auch sehr schade finde!!!). Ich will Hessen echt nicht als Opferlamm hinstellen, aber irgendwie sollte man mal darüber nachdenken, Hessen mit den anderen Bundesländern gleichzustellen.

16. Oktober 2018 12:37 Moritz Zielke

Der Norden hat den Reformationstag als Feiertag eingeführt, eben weil südlich von Niedersachsen mindestens einen Feiertag mehr haben. Ich finde das nicht mehr als gerecht. Wenn Hessen jetzt "wieder einen drauf legen würde", dann wären die "Nordländer" wieder die Deppen. Ich glaube mit 10 Feiertagen kann Hessen, der Norden und der Osten der Republik gut leben.

29. Oktober 2018 15:48 Steffen Häupl

Ein Absolutes Unding! Der Reformation ist für uns als protestantisches Bundesland als Feiertag gar nicht hoch genug einzustufen, von der Bedeutung her definitiv wesentlich wichtiger als der Buß- und Bettag (den ich aber auch noch mitbekommen und als Schüler natürlich auch dankend angenommen habe). Es muss eine Petition gestartet werden, denn es ist sicherlich im Interesse des Volkes, einen Feiertag, der dazu auch noch wirklich eine sinnstiftende Bedeutung hat, eben gebührend zu feiern!

29. Oktober 2018 20:54 Andreas

Ich denke der Reformationstag sollte Bundesweit ein Feiertag sein. Ohne die Reformation Martin Luther's würden wir die Freiheit von heute noch lange nicht leben. Er hat meiner Meinung nach den Weg für Demokratie und Freiheit erst bereitet.

30. Oktober 2018 16:12 Uwe Mueller

Ich bin kein Kirchgänger und glaube nur was ich sehen und realisieren kann, was hat ev/lth. ,röm/kath. allah, mohamed u.ä. etc mit einem Gott zu tun, wenn sie selbst behaupten, es gibt nur einen Gott. Alles was passiert auf diesem Globus ist von natur aus vorbestimmt und nicht von einer imaginären Person gemacht oder abhängig.

31. Oktober 2018 20:20 Jörg Wehrum

Ich finde es schade, dass in Hessen der Reformationstag kein Feiertag ist. Irgendwie ist es schon ein wenig pervers, dass in Hessen in katholischer Feiertag wie Fronleichnam gefeiert wird, ein Reformationstag aber kein Feiertag ist. Gerade in Hessen ist der evangelische Protestantismus sehr verwurzelt, wie sich zum Beispiel an Landgraf Phillipp zeigt. Bis zum Ende des 2.Weltkrieges war Hessen zum allergrößten Teil von Menschen mit evangelischem Gauben bewohnt. Außer in den Bistümern Fulda und Limburg gab es keine nennenswertem katholischen Gemeinden. Der Katholizismus ist erst mit Kommen der Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem Osten (Schlesien, Sudetenland etc.) im Lande gewachsen. Und mit welchem Recht, Herr Zielke, haben die Bayern 3 Feiertage mehr als die Hessen, die Baden-Württemberger, Nordrhein-Westfalen, Saarländer, Rheinland-Pfälzer auch noch 2 mehr. Ist in Deutschland der katholische Glauben mehr Wert als der evangelische? Man könnte es fast meinen!

2. November 2018 09:44 Michael Nold

Naja, in Anbetracht dessen das wir ein geeinigtes Europa anstreben oder angestrebt haben, bekommen wir nicht einmal innerhalb von Deutschland eine Einigkeit, nicht nur bezüglich der Feiertage hin.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =