„Es ist nicht gut, dass Bildungsangebote immer formeller werden“
Lobbyarbeit für Kinder und Jugendliche ist kein
einfaches Geschäft. Schon gar nicht in Zeiten, in denen die öffentlichen
Gelder überall knapp sind. Miriam Walter macht das trotzdem gerne. Als
Geschäftsführerin des Evangelischen Vereins für Jugend- und Sozialarbeit in
Frankfurt vertritt sie die Interessen der 16 Jugendhäuser des Vereins, zum
Beispiel auch gegenüber der Stadt.
Ein Dauerbrenner, auf den sie dabei immer wieder hinweisen muss, ist der Mangel an pädagogischem Personal. Viele Stellen in Jugendhäusern bleiben lange unbesetzt. „Das liegt nicht nur an mangelnden oder nicht freigegebenen Finanzmitteln des Magistrats. Es liegt auch an der schlechten Angebotssituation am Arbeitsmarkt. Es gibt schlicht kein geeignetes Fachpersonal. Angebot und Nachfrage klaffen weit auseinander.“
Eine schnelle Lösung für das Problem hat Miriam Walter nicht, die Klagen ihrer Einrichtungen kann sie aber nachvollziehen. Zumal hinter dem Mangel ihrer Ansicht nach auch verschobene gesellschaftliche Prioritäten stehen: „Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf der Wahrung des sozialen Friedens wie noch in den 1980er Jahren“, sagt Walter. „Damals hatte die Jugendarbeit einen völlig anderen Stellenwert. Heute richtet sich der Fokus ganz auf den Ausbau der Ganztagsschulen.“
Genau diese Verschiebung hin zur „Verschulung“ sieht Miriam Walter allerdings kritisch. Denn Jugendliche bräuchten nicht nur formale Bildungsprozesse. „Offene Jugendarbeit war wichtig und wird es bleiben. Heranwachsende brauchen auch informelle Räume, um sich entwickeln zu können.“
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