Kunst & Kultur

„Frankfurter Flöhe“: Richtig gute Kultur auch für die Kleinsten

Das Programm  „Frankfurter Flöhe“ ermöglicht professionelle Kulturprogramme an Schulen und in Stadtteilen. Ein Angebot, mit dem auch die schulische Nachmittagsbetreuung des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit gerne kooperiert. 

Theateraufführung an der Adolf-Reichwein-Schule in Zeilsheim. Foto: Rolf Oeser
Theateraufführung an der Adolf-Reichwein-Schule in Zeilsheim. Foto: Rolf Oeser

Sie sitzen auf Turnmatten und Stühlen in der abgedunkelten Turnhalle, manche rutschen aufgeregt auf ihrem Platz herum. Es wird laut gelacht, überrascht geschrien, auch mal dazwischen gefragt. Kindertheater ist nichts für schwache Nerven, nicht der Kinder, nicht der Schauspielerinnen.

„Kuckuck, Krake, Kakerlake“ heißt das Stück, das Reni Stutz, Ganztagskoordinatorin an der Adolf-Reichwein-Schule in Frankfurt-Zeilsheim, diesmal ausgesucht hat. Dass die Kakerlake einen Monat lang ohne Essen auskommt und das Faultier seinen Namen zu Recht trägt, dass bei den Seepferdchen die Männchen schwanger werden, und warum die Präriewölfe den Mond anheulen – all das deklamieren, singen, tanzen und heulen die beiden Schauspielerinnen der Hamburger Theater-Gruppe „Kirschkern und Compes“ den Zeilsheimer Kindern vor. Mal wandern sie durch die Zuschauerreihen, mal ist der Auftritt leise, mal laut, mal unheimlich, mal lusitg. Aber für jedes Tier ist er anders. Und informativ.

„Wir wollen Kindern, die sonst vielleicht nicht so oft ins Theater gehen, ein abwechslungsreiches, qualitativ hochwertiges Angebot machen“, erklärt Reni Stutz vom Evangelischen Verein für Jugend- und Sozialarbeit, der als Träger der Erweiterten Schulischen Betreuung (ESB) an der Zeilsheimer Grundschule wirkt. In Zusammenarbeit mit dem kommunalen Kinder-Kultur-Programm „Frankfurter Flöhe“ wählt Stutz die Theaterstücke für „ihre“ Schülerinnen und Schüler aus; je nach Altersangabe sind zu den Aufführungen immer auch die Kindergärten und Hortgruppen des Stadtteils eingeladen.

Nach jeder Aufführung evaluiert Reni Stutz die Stücke, überlegt, was die Kinder wie aufgenommen haben, worauf sie bei der nächsten Auswahl verstärkt achten will. Sie kann dabei auf das Programmangebot „Frankfurter Flöhe“ zugreifen, das Andrea Breu vom Jugend- und Sozialamt der Stadt verantwortet. Vorrangig im Rhein-Main-Gebiet, aber auch im gesamten Bundesgebiet sucht Breu nach ansprechenden kulturellen Veranstaltungen für Kinder. Zweimal im Jahr stellt sie ihre Auswahl den Verantwortlichen von dreißig kooperierenden Frankfurter Einrichtungen, auch Reni Stutz, vor.

„Egal, ob Pantomime, Tanztheater, Liedermacher oder Theateraufführung – unser Ziel ist ein möglichst niedrigschwelliges, aber hochwertiges Angebot, das die Phantasie anregt und unterhält“, erklärt Andrea Breu. Gegen einen pädagogischen Mehrwert hat sie natürlich nichts, aber „vor allem sollen die Kinder Spaß haben.“ Um diesen Qualitätsstandards zu genügen, legt sie Wert auf professionelle Gruppen und Akteure, in Konkurrenz zu freien Bühnen sieht sie ihre Arbeit trotzdem nicht: „Unser Publikum geht sonst eher selten ins Theater“, so ihre Erfahrung.

Rund drei Viertel der Kosten für die Veranstaltungen, also Honorare, Technik, Reisekosten, notfalls auch Raummieten, übernimmt das Jugendamt, die Eigenbeteiligung der Einrichtungen liegt bei 210 Euro je Aufführung. Eintrittspreise dürfen maximal zwei Euro pro Kind und vier Euro pro Erwachsenen betragen. Rund 160 Aufführungen pro Jahr finden so in den Turnhallen oder Gemeindesälen in ganz Frankfurt ihr Publikum.

In der Adolf-Reichwein-Schule ist der Eintritt für die Kinder der ESB und des Stadtteils frei, als Träger des Programms „Aktive Nachbarschaft“ in Zeilsheim übernimmt der Internationale Bund (IB) die Finanzierung. „Die haben die Mittel, wir haben die Kinder und die Räume“, erklärt Gesine Klemmt, Leiterin der ESB an der Adolf-Reichwein-Schule. Steht eine Aufführung an, werden alle Kinder der ESB mitgenommen, viele Eltern seien froh über das Angebot. „Zeilsheim ist ziemlich abgelegen, der Weg in die Stadt ist weit“, so Klemmt.

Reni Stutz organisiert nicht nur Theateraufführungen, sondern auch Feriencamps und Familienfeste im Stadtteil. „Aber allein durch die Kooperation mit den „Frankfurter Flöhen“ und dem IB können wir unseren Kindern hier pro Jahr etwa sechs Theaterstücke von hoher Qualität zeigen“, so Gesine Klemmt. „Das ist eine tolle Sache.“


Autorin

Stefanie von Stechow ist Mutter von vier Kindern und freie Journalistin. Sie schreibt über Themen aus Familie, Bildung und Gesellschaft.

0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =