Gott & Glauben

Darauf kommt es bei einer evangelischen Bestattung an

Wesentlicher Glaubensinhalt ist die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die Art der Be­stattung ist dagegen nicht entscheidend. Gut ist aber, wenn Angehörige an einen Ort der Trauer gehen können.

Gräber auf einem Friedhof  |
Gräber auf einem Friedhof | Bild: http://www.colourbox.de

Der zentrale christliche Inhalt jeder evangelischen Trau­erfeier ist die Auferstehungshoffnung. Es ist die Gewissheit der Geborgenheit in Gott und die Erwartung ei­ner neuen Welt, eines neuen Lebens. Ob dagegen eine Erd- oder eine Feuerbestattung gewählt wird, ist weniger Glaubenssache als eine praktische Frage. Da wir Gott zu­trauen, dass er die Toten auferwecken kann, sollte der Zu­stand der Leiche kein wirkliches Problem für ihn sein.

Bei Gott haben alle einen Namen und behalten den auch für immer und ewig. Das spricht gegen eine anonyme Bestattung; zur Grabstätte gehört der Name und möglichst die Lebenszeit – bei einem Rasengrab zum Beispiel auf ei­ner Steinplatte, bei einem Grab im Friedwald auf einer wit­terungsfesten Tafel.

Dem entspricht auch die Erfahrung, dass Menschen ei­nen Ort für ihre Trauer brauchen. Dieser Ort muss für die Öffentlichkeit zugänglich sein, denn wie einem ein Mensch im Leben nicht privat gehören kann, so auch nicht im Tod. Sich die Urne mit der Asche eines lieben Menschen ins Wohnzimmer zu stellen, ver­bietet sich daher, denn jede und jeder hat das Recht, die Grab­stätte zu besuchen.
Das Grab ist ein Ort der Ver­söhnung. Da Gott den Verstor­benen unabhängig von seinem Denken und Handeln an­nimmt, ist das eine Ermuti­gung für die Hinterbliebenen, sich in der gemeinsamen Trauer auch mit denen auszusöhnen, zu denen die Beziehungen gekappt waren.

Gott schaut gnädig auf uns, ohne zu beschönigen. Da­her ist die Bestattung grundsätzlich mit einem liebenden Blick auf die verstorbene Person verbunden. So we­nig es gelingen kann, alles in Worte zu fassen, was einen Menschen ausmacht, so soll doch die Trauergemeinde den zu bestattenden Menschen wiedererkennen.

Eigentlich gehört auch der Choralgesang zu einer evangelischen Bestattung, der schon als solcher in der inneren Anspannung befreiend wirkt und hilft, tröstli­che Vorstellungen zu verinnerlichen. Da jedoch das Singen ungeübt ist und selbst die klassischen Kirchenlieder in Vergessenheit geraten, helfen sich die Angehörigen oft mit einem Lieblingslied der gestorbenen Person oder aktuellen Titeln. Das ist eine Verarmung, die man nur beklagen kann.


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Wilfried Steller 51 Artikel

Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt und Offenbach" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.

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