Zum 100. Jubiläum: Ein Abend über Frankfurter Protagonistinnen des Frauenwahlrechts
Mit der Konstituierung der Weimarer Republik im Anschluss an
die Novemberrevolution von 1918 erhielten Frauen in Deutschland 1919 erstmals
das aktive und passive Wahlrecht. Es ist eine Auswahl von sechs Frauen, die
Margrit Frölich von der Evangelischen Akademie zusammen mit fachkundigen
Podiumsgästen vorstellen wird: spannende Biografien, die exemplarisch den Kampf
der Frauenbewegung für Frauenrechte und Demokratie und das damit verbundene unermüdliche
Engagement für die soziale Belange von Frauen verdeutlichen.
Henriette Fürth, Bertha Pappenheim, Meta Quark-Hammerschlag, Toni Sender, Ottilie Roederstein und Elisabeth Winterhalter – alle diese Frankfurterinnen hatten mit der Frauenrechtsbewegung zu tun. Aber nicht alle waren in einem engeren Sinne politisch aktiv. Das liberale Klima der Bürgerstadt Frankfurt, so Margrit Frölich, habe wohl dazu beigetragen, dass das Engagement der Frauen Fuß fassen konnte – viele von ihnen erhielten Stiftungsgelder und konnten Förderer für ihre Vorhaben gewinnen. So gründete etwa Bertha Pappenheim 1907 das heute noch als Gedenkstätte erhaltene Mädchenwohnheim in Neu-Isenburg. Ziel war es, uneheliche oder von Prostitution bedrohte jüdische Frauen darin zu unterstützen, ein selbstbestimmtes und auch wirtschaftlich unabhängiges Leben führen zu können: das soziale Engagement Bertha Pappenheims wie vieler anderer Frauen stand in Allianz mit den Zielen der Frauenbildung und -emanzipation.
Auch wenn die genannten Frankfurter Frauen ebensowenig wie die Frauenbewegung insgesamt eine homogene Gruppe bildeten, so waren sie doch miteinander verbunden. Diesen Spuren möchte die Veranstaltung nachgehen.
Die Malerin Ottilie Roederstein etwa portraitierte neben ihrer Lebensgefährtin Elisabeth Winterhalter, die eine der ersten Ärztinnen in Deutschland und Verfechterin von Mädchenbildung war, auch Meta Quark-Hammerschlag, die erste Frau im Frankfurter Magistrat. Quark-Hammerschmidt war Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt sowie des Frauenseminars für soziale Berufsarbeit, aus dem später der Fachbereich für Soziale Arbeit und Pflege der Fachhochschule Frankfurt, die heutige University of Applied Sciences, hervorgegangen ist.
Elisabeth Winterhalter, 1856 in München geboren, absolvierte ihr Medizinstudium in der Schweiz, weil die deutschen Universitäten Frauen zum Studium noch nicht zuließen. Winterhalter ließ sich 1891 in Frankfurt als Frauenärztin nieder, auf ihre Initiative hin wurde 1908 ein Mädchengymnasium gegründet: die Schillerschule.
Als die rebellischste unter den Frauen gilt Toni Sender. Auch ihre Biografie ist gezeichnet von dem Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Emanzipation. 1888 geboren wurde sie, nachdem ihr Vater ihr das Studium der Nationalökonomie verweigerte, kaufmännische Angestellte und widmete sich von hier aus ihren sozial-politischen und damit verbundenen publizistischen Interessen. Nach dem Ersten Weltkrieg trat sie der Arbeiterräte-Bewegung bei, war 1919 Abgeordnete der Frankfurter Stadtversammlung und gehörte ab 1920 der Sozialdemokratischen Reichstagsfraktion an. Als Jüdin und Sozialdemokratin war sie wegen des Nationalsozialismus gezwungen, Deutschland zu verlassen und emigrierte 1933 in die USA.
Die Veranstaltung in der Evangelischen Akademie findet in Kooperation mit dem Historischen Museum und dem Frauenreferat der Stadt statt. Sie soll die Biografien dieser Protagonistinnen stellvertretend für viele andere, die nicht weniger wichtig waren – wie etwa Johanna Tesch – im historischen Kontext entfalten. Erst dann, so Margrit Frölich, könne sich zeigen, wie modern und fortschrittlich diese Frauen waren und wie aktuell sie noch heute sind.
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