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Soziopod zum Thema: Kann man Kinder „richtig“ erziehen?

Wie erzieht man „richtig“? Diese Frage war kürzlich Thema bei einer interaktiven Diskussion in der Evangelischen Akademie Frankfurt unter das Motto „Blindflug oder Helikopter“.

Beim "Soziopod" in der Evangelischen Akademie am Römerberg. Foto: Stefanie Simmet
Beim "Soziopod" in der Evangelischen Akademie am Römerberg. Foto: Stefanie Simmet

Wer Kinder hat, muss sie auch erziehen. Und dabei sollen möglichst autonome und mündige Menschen herauskommen, die bindungs- und liebesfähig sind und an den gesellschaftlichen Aufgaben und Möglichkeiten teilhaben können. Vorbereitet auf diese anstrengende und komplexe Aufgabe ist allerdings kaum jemand. Es gibt zwar tausende von Ratgeber-Büchern, die aber alle mehr oder weniger etwas anderes proklamieren. Häufig tragen sie bloß zu noch mehr Unsicherheit und Frust bei.

Rund hundert Interessierte waren in die Evangelische Akademie gekommen und erhofften sich Antworten. Die Veranstalter hatten sich ein besonderes Format überlegt – nämlich einen Live-„Soziopod“. Die „Soziopod“-Erfinder Nils Köbel und Patrick Breitenbach definieren dabei wissenschaftliche Themen allgemeinverständlich und laden anschließend das Publikum zum Mitdenken und Mitreden auf der Bühne ein. Ursprünglich war der „Soziopod“ als Podcast im Internet an den Start gegangen, seit 2015 wird er auch live und mit Publikum produziert.

An diesem Abend in der Evangelischen Akademie ist die Definition von Erziehung von den Fachleuten schnell gefasst: Es gehe heutzutage vor allem darum, bestimmte Techniken und kulturelle Werte weiterzugeben, und nicht wie zu früheren Zeiten, einen Menschen nach bestimmten Normen und Vorstellungen zu formen und zu lenken. Kurzweilig geben Köbel und Breitenbach auch einen geschichtlichen Überblick über die verschiedenen Erziehungsstile der vergangenen 100 Jahre, von autoritär und bestrafend über antiautoritär und entfaltend bis hin zu disziplin- und leistungsorientiert.

Das aktuelle Phänomen der so genannten „Helikopter-Eltern“, die unaufhörlich um ihre Kinder kreisen und sie möglichst früh mit möglichst viel Input fördern, damit sie konkurrenzfähig werden, sei das Gegenteil von Mündigkeit, sagte eine Teilnehmerin. Daher sei es von Bedeutung, wie Eltern Konflikte mit Kindern thematisieren: Sie sollten ihre Wünsche und Bedürfnisse den Kindern gegenüber klar formulieren, ohne Schuldzuweisung. Soweit so gut.

Allerdings, gibt eine Sozialpädagogin zu bedenken: „Die Erziehung von kleinen Kindern ist Knochenarbeit“. Viele Eltern stehen dabei heute allein da, ohne Großeltern oder ein anderes soziales Netz. Der Druck, alles richtig machen zu wollen, macht den Stress nur schlimmer.


Autorin

Sandra Hoffmann-Grötsch ist Journalistin in der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.