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Hessen-nassauische Kirche bleibt trotz Skandal auf Facebook

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Der Skandal um Facebook beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Volker Rahn, Sprecher der EKHN, und Social-Media-Pfarrer Hans Genthe haben eine erste Bilanz gezogen und erklären, warum sie trotzdem weiter in dem sozialen Netzwerk aktiv bleiben.

Der Skandal um Facebook erhitzt die Gemüter
Der Skandal um Facebook erhitzt die Gemüter

Die hessen-nassauische Kirche hat sich vor mehr als fünf Jahren mit ihrem Medien-Kommunikationskonzept ausdrücklich dazu entschlossen, soziale Netzwerke wie Facebook zu nutzen. Seitdem nutzt die EKHN verschiedene Facebookseiten und Twitterkanäle, betreibt einen eigenen Youtube-Kanal und kommuniziert auf Instagram. Auch viele evangelische Einrichtungen und Kirchengemeinden sind in den sozialen Medien aktiv. 

„Wir wollen mit den Methoden des 21. Jahrhunderts auch bei den Menschen des 21. Jahrhunderts sein“, sagt EKHN-Pressesprecher Volker Rahn. „Es wäre eine vergebene Chance, nicht mit Glaubensinhalten auf der Plattform präsent zu sein, die inzwischen allein in Deutschland fast 30 Millionen Menschen nutzten“, so Rahn.

Soziale Medien für die Kommunikation des Evangeliums

„Das Evangelium ist doch zuerst ein persönliches Zeugnis“, ergänzt Social-Media-Pfarrer Hans Genthe. Da kämen die Sozialen Medien wie gerufen. Anders als beim Lesen von Zeitungen oder Büchern und selbst der Bibel sei in sozialen Medien ein Austausch auf persönlicher Ebene möglich. „Wir erreichen auch viele, die in ihrem Leben weit weg von Kirche und Glauben sind“, sagt Genthe. Das zeigten die Anfragen im Chat. Zugleich sehe er, wie gerade Facebook ein Austauschmedium unter evangelischen Christen und Christinnen geworden sei. „Wir wollen zur Diskussion anregen und unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen lassen.“

Allerdings dürfe nur das öffentlich werden, was die Nutzer und Nutzerinnen ausdrücklich so wünschten. Social-Media-Pfarrer Genthe fordert deshalb eine deutlich einfachere und übersichtliche Einstellung des persönlichen Profils.

Jeder entscheidet selbst über seine Daten

Facebook und Co. hätten nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die persönlichen Daten der Nutzer Säulen ihres Geschäftsmodells sind, so Rahn. Der kirchliche Pressesprecher verweist darauf, dass die Nutzung der persönlichen Daten von weltumspannenden Konzernen wie Facebook von Anfang an in der Kirche ein hochsensibles Thema war. „Zu Recht haben wir immer Datensparsamkeit und vor allem Datensouveränität mitgedacht.“

Die Facebook-Enthüllung um ein vermeintliches Datenleck sei nicht wirklich eine Überraschung, sondern im digitalen Zeitalter ein „Skandal mit Ansage“. Alle könnten aus den jüngsten Vorfällen um Facebook Lehren und Konsequenzen ziehen. „Für die Kirche heißt das: Weiter den Kontakt über soziale Netzwerke zu Mitgliedern pflegen und dort das Evangelium verkündigen.“ Aber gleichzeitig müssten die Kirche und Politik auch die Anbieter in die Pflicht nehmen.

Datenlöschung beim Schließen des Profils

Hans Genthe fordert: „Facebook braucht mehr Offenheit.“ Es wäre dringend nötig, dass Facebook erklärt, wie es die Nutzerdaten verwendet, um Profile zu erstellen, die ja für die Funktion unerlässlich seien. „Wenn ich weiß, was Facebook mit meinen Daten tut, also warum es Nachrichten an meine Freunde schickt oder gerade nicht oder mir Werbung zeigt, die ich mag, dann kann ich selbst entscheiden, ob ich meine Daten hergebe.“ Wer sein Profil lösche, müsse sicher sein, dass Facebook auch die Daten lösche. Das sehe der deutsche Datenschutz vor, Facebook vermutlich nicht.

„Kirche ist öffentlich“, erklärt der Social-Media-Pfarrer. Die Daten, die die EKHN selbst auf die eigene Facebookseite stellt, seien öffentlich. Jeder Facebooknutzer, der uns im verdeckten Chat etwas mitteile, wisse, dass Facebook diese – für andere unsichtbaren Informationen – habe und könne sich entsprechend verhalten.

Volker Rahn fordert die Politik auf, der „Wildwest-Mentalität beim Datenschutz im Onlinebereich“ ein Ende zu setzten. „Wer mit Menschen in Europa Geschäfte machen will, muss sich dort auch den geltenden Regelungen unterwerfen.“

Der EKHN-Specher ergänzt: „Und wer mit den Sozialen Netzwerken überhaupt nichts anfangen kann, für den bleibt natürlich das bewährte und sichere Netzwerk der Pfarrämter vor Ort.“


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