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Eine Absage an die Selbstgefälligkeit

Die beiden Stadtdekane, der katholische, Johannes zu Eltz und der evangelische, Achim Knecht, feierten anlässlich Buß- und Bettag einen Gottesdienst in der Sankt Katharinenkirche an der Hauptwache. In seiner Predigt setzte sich Knecht mit den Herausforderungen der Johannes Offenbarung auseinander.

Gemeinsam sprachen der evangelische Stadtdekan Achim Knecht (li.) und der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz den Segen  |  Foto: Rolf Oeser
Gemeinsam sprachen der evangelische Stadtdekan Achim Knecht (li.) und der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz den Segen | Foto: Rolf Oeser

Die christlichen Feiertage im November konfrontierten die Menschen mit ihrer Endlichkeit. Der Buß- und Bettag mit seinem Aufruf zur Umkehr, ermutige aber auch „Vertrauen zu wagen“ – in Gott, sagte der evangelische Stadtdekan Achim Knecht heute in seiner Begrüßung zum zentralen Frankfurter Buß- und Bettagsgottesdienst in der evangelischen Sankt Katharinenkirche an der Hauptwache. Zusammen mit dem katholischen Stadtdekan Johannes Eltz gestaltete Knecht den Gottesdienst.

Dem Gottesdienst lag in der Innenstadtkirche – aber auch in anderen Gemeinden – ein nicht ganz einfach zugänglicher Predigttext zugrunde. Der Liturgische Kalender sah die Verse 14 bis 22 aus dem dritten Kapitel der Johannes Offenbarung vor. Im Vers 16 heißt es da: „Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Weiter geht es im nächsten Vers: „Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.“ Keine leichte Kost, der Mensch sieht sich endzeitlicher Stimmung und einem richtenden Gott gegenüber, vertreten durch seinen Sohn.

In der durch Produktion und Handel reich gewordenen Stadt Laodizea spielt sich der Abschnitt ab. „Laodizea nennt sich christliche Gemeinde - und ist doch offensichtlich ohne Christus unterwegs. Denn der steht draußen vor der Tür und klopft dort an. Aber man lässt ihn nicht hinein. Vielleicht weil er zu den Armen und Elenden dieser Welt gehört?“ sagte Knecht in seiner Predigt. An einer Stelle tippte Knecht mögliche Parallelen zu Frankfurt an. Auch Laodizea sei eine boomende Stadt gewesen.

Doch der Stadtdekan wählte nicht den Weg des ausgestreckten Zeigefingers. Sein kritisches Augenmerk richtete er keineswegs nur in Richtung der Wirtschafttreibenden, auch mit Blick auf die eigene Kirche warf er Fragen auf. Spiegele sie doch die Gesellschaft wider. Knecht sprach von einer Kirche, die möglicherweise auf andere ärmere, „einfachere“ weniger aufgeklärte Christengemeinden herabblicke. Ähnlich wie die Gesellschaft stehe auch sie in der Gefahr, dem schnellen Beifall, dem „gefallen wollen“, den "Likes" nachzulaufen. Ihr Wohlstand lasse sie träge sein.

Der Text in der Johannes Offenbarung enthalte keine Handlungsanweisung, aber einen deutlichen Weckruf, äußerte der evangelische Stadtdekan. Dieses Schreiben „ist unangenehm, scharf formuliert, konfrontativ. Es will wachrütteln, wenn man zu sehr mit sich selbst zufrieden ist“, befand Achim Knecht in seiner Predigt. Der Abschnitt lade ein zum Glauben, er lade dazu ein, die Ohren und die Herzen für die Botschaft des Auferstanden zu öffnen. Weder für den einzelnen Menschen noch für die Kirche gehe es darum, zwingend Teil der Gesellschaft sein zu wollen – genauso wenig sei es ein Ziel, in jedem Fall anders sein zu wollen und sich von der Gesellschaft zu unterscheiden, so der evangelische Stadtdekan.

Sowohl den liturgischen Teil als auch den Segen gestalteten zu Eltz und Knecht in dem ökumenischen Buß- und Bettagsgottesdienst gemeinsam, beziehungsweise abwechselnd. Für den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes sorgte an der Orgel Professor Martin Lücker.

Die Predigt


Autorin

Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach