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Diskussionsreihe über den neuen Antifeminismus der Rechten

Nach dem Motto „Frauen, ihr habt doch schon alles erreicht, jetzt haltet mal die Klappe“ meldet sich ein neuer Antifeminismus zu Wort. Das Evangelische Frauenbegegnungszentrum veranstaltet dazu eine Diskussionsreihe, der nächste Abend ist am 30. Oktober.

Foto: Joshua Fuller/unsplash.com
Foto: Joshua Fuller/unsplash.com

Seit rechtspopulistische und konservative Kräfte hierzulande an Boden gewinnen, blüht nach Beobachtung von Sandra Pöhn ein neuer Antifeminismus auf. Die seit Jahren in feministischer Bildungsarbeit engagierte Pädagogin stellte auf dem Lila Sofa im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum ihre „Thesen zum Menschen-, Frauen- und Gesellschaftsbild antifeministischer Akteurinnen und Akteure“ vor.

Der heutige Antifeminismus sei vor allem ein politischer und gehe weit über Frauenfeindlichkeit und Sexismus hinaus, so Pöhn. Nach dem Motto „Frauen, ihr habt doch schon alles erreicht, jetzt haltet mal die Klappe“, werde im Netz und auf parteipolitischer Ebene Stimmung gegen feministische Errungenschaften gemacht.

Dass sich Frauen für Karriere statt Kinder entscheiden oder auf ihre sexuelle Selbstbestimmung pochen, verstehen neurechte Bewegungen wie Pegida oder Parteien wie die AfD als „existentielle Bedrohung des deutschen Volkes und seiner Kultur“. Besonders aktiv sind hier auch christlich-fundamentalistische Gruppierungen, die laut Pöhn in der Regel „homophob sind und sich gegen die Sexualaufklärung von Kindern wehren“.

Auf christliche Werte würden sich nicht zuletzt die konservativ-christlichen und rechtsgerichteten Milieus entstammenden so genannten „Lebensschützer“ beziehen. Das seien radikale Abtreibungsgegner, die unter anderem vor Beratungsstellen von Pro Familia aufmarschieren oder auf Websites wie „Babycaust“ Abtreibung mit dem Holocaust auf eine Stufe stellen.

Im Parteiprogramm der AfD würde Abtreibung mit dem „Volkstod der Deutschen“ verknüpft, so Pöhn. Die Partei stelle deshalb in ihren Statuten klar, dass „nur sozial Schwache und Migranten abtreiben oder die Pille nehmen dürfen“.

Bei der Diskussionsrunde im EVA kreiste das Gespräch auch um die Kölner Silvesternacht, die sich als gefundenes Fressen für die Rechtspopulisten entpuppte. „Die Übergriffe haben nur deshalb so hohe Wellen geschlagen, weil sie von Ausländern begangen wurden“, glaubt Sandra Pöhn. Sexuelle Übergriffe auf dem Münchner Oktoberfest oder im Karneval seien hingegen bis vor kurzem kaum der Erwähnung Wert gewesen.

Auch Feminismus als solcher werde von den rechten Gruppierungen diskreditiert. So müssten Kampagnen wie #metoo, die sich gegen sexualisierte Gewalt im Alltag wenden, erst mal verteidigt werden, bevor die eigentliche Thematik zur Sprache komme. Das Bemühen um eine sensible Sprache werde als „Genderwahn“ abgewertet. „Der erstarkende Rechtspopulismus erschwert die Auseinandersetzung und ruft bei den Menschen ein Sättigungsgefühl in Sachen Feminismus hervor“, sagt Pöhn.

Auch in Frankfurt habe die AfD im Stadtparlament bereits Anträge zur Streichung von Frauenprojekten auf den Weg gebracht, kritisierte Lena Reichstetter, der Referentin für junge Frauen im EVA. Derlei Vorstöße sowie eine immer aggressiver und polemischer werdende Diffamierung feministischer Anliegen treibe natürlich auch das Evangelische Frauenbegegnungszentrum um. Auf Wunsch der Besucherinnen sei deshalb die Betrachtung des „Rechtspopulismus aus feministischer Perspektive“ daher im Diskussionsforum „Lila Sofa“ zum Jahresmotto 2018 geworden.

Die nächste Veranstaltung in der Reihe beschäftigt sich am Dienstag, 30. Oktober, um 19.30 Uhr mit der Frage, welche Auswirkungen rechtspopulistische Parteien auf die feministische Arbeit haben? Wie gehen rechte und antifeministische Gruppen parlamentarisch gegen Errungenschaften und Einrichtungen der Frauen*bewegung vor? Referentin Sandra Knorr spricht über die politische Strategie rechter Parlamentsarbeit.

Weitere Infos: Junge Frauen im Eva

Mehr lesen: Comeback des Feminismus


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Doris Stickler 76 Artikel

Doris Stickler ist freie Journalistin in Frankfurt.

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